- Bettina Fritz
Frau ohne Kinder
Aktualisiert: 3. Juli

Die Frage, ob ich mal Kinder bekomme oder nicht beschäftigt mich schon lange. Eigentlich war meine Antwort schon immer nein. Früher in der Pubertät ein lautes und klares nein, dann wurde es ein denke nicht, aber mal schauen. Warum wurde meine Antwort immer unklarer, leiser, unsicherer? Weil mir seit dieses Thema besprochen wird von außen suggeriert wird, dass ich dazu noch gar keine klare Antwort geben kann.
Erst hieß es, dass ich erst mal erwachsen werden und aus der Pubertät raus kommen soll. Dann hieß es, dass ich erst mal den richtigen Mann kennenlernen muss. Als ich meinen wunderbaren Ehemann vor acht Jahren kennengelernt habe, hieß es, dass ich erst meine Selbstliebe finden muss.
Und so wird mir bei diesem großen Thema, was am Ende mich und meinen Körper betrifft - und meinen Mann natürlich ;) - seit so langen Jahren immer das Gefühl gegeben, nicht richtig zu sein und es nicht wissen zu können. Dies hat mich so tief verunsichert, dass ich erst in einer Hypnose-Session mir selber die Erlaubnis geben konnte, keine Kinder wollen zu dürfen UND trotzdem richtig zu sein. Dass meine Weiblichkeit mein größter Schatz ist und ich auch ohne Kinder diese leben kann.
Die Störfrequenz „ich bin nicht richtig und ich fühle nicht richtig“ hat schon ordentlich was mit mir, meinem Unterbewusstsein und meinem Urvertrauen gemacht.
Mich haben auch vor allem andere Frauen verunsichert - Fremde wie Freunde. Ich habe oft gehört, dass ich die wahre und reine Liebe ohne Kinder niemals kennenlernen werde. Öfters schon habe ich gemerkt, dass ich meinen unteren Teil des Körpers bei einigen Emotionen nicht gut mit einbinden konnte. Meinem Bauchgefühl habe ich dann nicht zu 100% vertraut und einige Entscheidungen fast zu Tode gedacht und meinem Verstand die Oberhand gelassen.
Glücklich hat mich das nicht gemacht! Es kam auch manchmal die Angst hoch, dass ich im Alter dann niemanden habe, der auf mich schaut und mich liebt. Und nun stehe ich da im Schatten meiner Ängste und bin doch total erleichtert, endlich zum Kern gekommen zu sein. Durch die versteckte Unsicherheit bezüglich dieses Themas, konnte ich die Licht- und Sonnenseite bisher nicht so richtig mit jeder Faser meines Körper oder auch sichtbar für mein Umfeld leben. Ich möchte dazu sagen, dass ich eine Bonus-Mama bin und sehr stolz darauf. Mein Mann hat eine nun 14 1/2 jährige Tochter und wir haben ein sehr besonderes Verhältnis zueinander. Was mich aber in keiner Weise und zu keinem Zeitpunkt zu ihrer Mama macht. Den Satz, dass nur eigene Kinder richtig geliebt werden habe ich oft gehört und kann und will ihn nicht bestätigen. So bin ich die Frau ohne eigene Kinder. Für mich ist es ein wahres Geschenk, dass ich diese Entscheidung selbstverantwortlich tragen kann und kein „Unglück“ mich von den eigenen Kindern trennt. Ich bin eine Frau, die gern die Aufmerksamkeit achtsam einteilt und aufteilt, für sich und für ihre Lieben in meinem Umfeld. Ich trage Verantwortung für meine Familie, mein Pferd Calimero, meine Freunde und Mitmenschen. Ich habe Energie für meine Persönlichkeitsentwicklung. Ich habe Energie für das Leben und meinen Herzensweg. Ich lebe ein glückliches und freies Leben voller Liebe. Ich bin eine Frau ohne Kinder. Es hat gedauert, bis ich die Antwort meines Körpers auf diesen Satz auch gehört habe und sie zu einem So-Ist-Es-Gefühl geworden ist. Es fühlt sich friedlich an.
Und ich merke, dass die Tatsache "Ich bin eine Frau ohne Kinder" so korrekt ist und ich das Wort ohne dabei nicht mag. Es klingt wie eine Waage, die schnell kippen kann. Ich möchte mit dem Gefühl weiter gehen, dass ich eine Frau bin. Meine Intuition und mein Bauchgefühl waren lange gestört, dass ich das weibliche, unsere Ur-Kräfte auch erst wieder wecken darf. Lange habe ich eher auf die männliche Energie gesetzt, auf Muster wie hart-sein, stark-sein, durchhalten; so hatten Gefühle auch wenig Platz. Vor allem mein Bauchgefühl und meine Intuition nicht. Ich war über 15 Jahre in der Werbung tätig und wusste eigentlich schon an Tag 1 dass dies nicht meine Branche ist. Nicht meine Berufung und nicht mein Herzensweg. Da früher mein Handeln geprägt war von funktionieren und durchhalten - und auch Ideenlosigkeit - habe ich mich nicht getraut, meinem Gefühl zu vertrauen und mich auf die Suche zu machen. Mit der Fortbildung zur Gestalttherapeutin habe ich angefangen hinzuschauen, was bei mir eigentlich so los ist. Ich habe viele Verhaltensmuster erkannt und konnte mein Leben langsam, Schritt für Schritt, meinen tatsächlichen Bedürfnissen anpassen. Ich habe gefühlt, dass ich neue Werte brauche. Meine Werte. Unter anderem hat mir mein Pferd Calimero dabei geholfen, meine Wünsche endlich zu leben und mich frei zu machen vom Funktionieren und fremdbestimmt sein. Und jetzt stehe ich da, bin eine junge Frau und alle Wege stehen mir offen. Ich darf mich jetzt noch einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Meiner weiblichen, kraftvollen, instinktiven. Ich darf meinen ganzen Körper neu kennenlernen und jede Zelle neu zum Leben erwecken. Manchmal fühlt sich mein Körper an, als hätte er lange Schmerzen aushalten müssen, ich tue ihm immer mehr Gutes und sorge für mich. Ich lasse auf mich aufpassen und passe selber auf mich auf. Ich höre mir und meinem Körper zu und kann so meine wahren Bedürfnisse spüren. Ich bin eine Frau, mit viel Liebe und vielen Emotionen, Gefühlen und Visionen.
Auf dem Foto ist meine Mama mit meiner Schwester Barbara zu sehen - mich berührt das Bild sehr. Ich bin dankbar, dass viele meiner Freunde Kinder haben und ich so teil haben kann an diesen magischen Verbindungen. Auch, wenn auf mich ein anderer Weg und andere Formen der Liebe warten.